Die Krotzenkapelle

In den Jahren der Nachkriegszeit des letzten Weltkrieges bemühte sich die damalige deutsche Bundesregierung um die Freilassung aller noch in Russland befindlichen Kriegsgefangenen von der vorhergegangenen kriegerischen Auseinandersetzung frei zu bekommen.

Unter diesen Kriegsgefangenen befand sich auch der aus Brück stammende Soldat Hubert Bernardy. Als damals diese Mitteilung durch Rundfunk und Presse bekannt wurde, gelobten die engsten Angehörigen der Familien Bernardy und Rieder aus Brück mit den folgenden Worten: „Wenn unser Bruder und Onkel Hubert, der noch unter den vielen Gefangenen weilt, aus der russischen Kriegsgefangenschaft heimkehrt, werden wir ihm zu Ehren und zu Ehren aller deutschen Heimkehrer eine Fatima-Gedenkkapelle in Brück  errichten.“

Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer, der mit einer Delegation der Bundesregierung eigens aus diesem Anlass zu einem Staatsbesuch im Moskauer Kreml weilte, schaffte es dann erfreulicherweise –  allerdings erst nach vielen Verhandlungen mit der Moskauer Regierung – , dass alle deutschen Kriegsgefangenen frei kamen und in ihre Heimat zurückkehren durften. Die Freude war groß, denn unter diesen Heimkehrern befand sich  auch der Soldat Hubert Bernardy aus Brück.

Am 29. 09. 1953 war es soweit: Mit einem von Blumen geschmückten Kraftwagen wurde der Heimkehrer von seinen Geschwistern am Dauner Bahnhof abgeholt. In seinem Heimatort Brück angekommen, waren alle Brücker Bürger versammelt und boten dem Heimkehrer einen herzlichen und rührenden Empfang. Durch eine in der Gefangenschaft erlittene Lähmung sichtlich behindert, trat der Heimkehrer vor das mit Girlanden und Blumenpylonen geschmückte Elternhaus. Eine Schülerin aus Brück (Karin Pauls) leitete die Begrüßung mit einem besinnlichen Gedicht ein. Der damalige gemischte Chor unter der Leitung von Josef Rieder sang das Lied „Gott grüße Dich“. Amtsbürgermeister Drückes, sowie der damalige Ortsbürgermeister Josef Marx begrüßten den Heimkehrer und hielten zu Herzen gehende Ansprachen. Mit einem herzlichen Händedruck begrüßten den Heimkehrer auch alle Verwandten, Bekannten und Freunde sowie die versammelten Dorfbewohner und bekräftigten damit die Freude des Wiedersehens nach langjähriger Gefangenschaft in Russland. Mit bewegter Stimme bedankte sich der Heimkehrer Hubert Bernardy bei allen für den rührenden und herzlichen Empfang. Es war ein freudiges Ereignis für die Familien Bernardy und Rieder sowie für die Verwandten und alle Bürger der Gemeinde Brück, das bei den damals Anwesenden als schöne Erinnerung verbleibt.

Mit dem Bau der genannten Kapelle wurde dann unmittelbar nach der Ankunft des Heimkehrers begonnen. Unter der Mithilfe der Familien Bernardy und Rieder sowie Verwandten der Familien wurde die Fatima-Kapelle aus Lavagestein (in der Umgangssprache Krotzen genannt), das aus der hiesigen Lavagrube am Radersberg gebrochen wurde, aufgebaut und  erhielt somit einen schönen grottenartigen Baustil. Die damalige Brücker Baufirma Josef Krämer wurde mit den Maurerarbeiten beauftragt.

In der Kapelle stellte man eine menschengroße Marienstatue, die Fatima-Marienstatue, auf. Nach Fertigstellung wurde die Kapelle am Fest „Allerheiligen“, dem 01. 11. 1957, von unserem damaligen Pastor Heinrich Schlags im Beisein der Brücker Gemeinde und vieler auswärtiger Teilnehmer, feierlich eingeweiht. Heute noch wird die Kapelle von den oben genannten Familien gepflegt, geputzt, geschmückt und für die Nachkommen erhalten. Mancher Brücker, aber auch auswärtige Bürger besuchen die Kapelle für ein stilles Gebet der Bitte oder der Dankbarkeit. Die Kapelle bleibt und ist eine schöne Erinnerungsstätte aus der Vergangenheit.
Herr Hubert Bernardy verstarb am 04. 05. 1980 im Alter von 74 Jahren. Die Fatima-Gedenkkapelle ist von den Firmen Hilarius Bernardy und Josef Rieder gestiftet worden.