Feuerrad

Unsere heidnischen Vorfahren, die in ihrem mit unendlichen Waldungen bedeckten sumpfigen, nebligen Lande lebten, kannten nur zwei Jahreszeiten: Sommer und Winter.

Es war daher nicht zu verwundern, dass sich nach einem langen rauhen Winter alles nach der Sonne sehnte. Wenn sich nun das segenspendende Himmelslicht näherte, dann wurde das freudenreichste Fest des Jahres gefeiert. Dieses Fest war nebenbei auch einem der liebsten Götter, dem Fro, dem Beschützer des heiligen Ehebundes, geweiht. In dieser heiligen Zeit durfte kein Rad knarren, keine Wäsche durfte am Gartenzaun hängen. Alles war Freude und Fröhlichkeit. Von den Bergen ließ man als Sinnbilder der sich wieder nahenden Himmelslichter Feuerräder ins Tal rollen. Räder die mit Stroh umwickelt waren, das man vorher anzündete.

Der Radersberg hat vermutlich von diesen Vorkommnissen seinen Namen erhalten. Der jeweils letzte Bräutigam des vergangen Jahres mußte für diesen Zweck ein Wagenrad oder den Draht zum Strohbinden zur Verfügung stellen. Jeder Bewohner gab Stroh her. Es war sogar die Sage verbreitet, dass derjenige, welcher kein Stroh gab, auch kein Korn im folgenden Sommer ernte. Heute wie damals treffen sich in Brück die Jungen mitten im Dorf auf der Kreuzung am ersten Fastensonntag jeden Jahres („Schewesunnech“), um das Feuerrad zu binden. Ein Wagenrad, aus Eisen zusammengeschweißt, sowie viel Stroh und Bindedraht werden benötigt. Als Achse des Rades dient ein langes Fichtenrundholz, an dessen Enden Ketten befestigt wurden, die zur Steuerung des Rades dienen. Nach Fertigstellung des Rades wird es mit einem Wagen auf den Radersberg geschafft. Anschließend ziehen die Jugendlichen mit lautem Gesang von Haus zu Haus und bitten um ein paar Eier, die später zu einem deftigen Rührei verarbeitet werden. Beim Einsammeln wird lauthals gesungen.

Bei Anbruch der Dunkelheit wird zuerst eine großes, weithin leuchtendes Nebenfeuer („Burg“) entzündet. Nach Entzündung des Feuerrades wird dieses mit lautem „Hallo“ ins Tal gerollt. Hierbei ergeben sich oftmals durch den hohen Schnee erhebliche Schwierigkeiten, das Rad bis ins Tal zu rollen. Die Jugendlichen, welche zum erstenmal an diesem Ritual teilnehmen, müssen die sogenannte „Kässchmerr“ essen, um ihre Mannesstärke zu beweisen und in den Kreis der Jugend aufgenommen zu werden.